top of page

Die Magie der Analogfotografie

Aktualisiert: 17. Nov. 2023

Der Hype um die Analogfotografie… und warum es sich für Dich lohnt, einzusteigen


Immer wieder werden mir zwei Fragen gestellt:

1. Ist die Analogfotografie eigentlich besser als die Digitalfotografie und

2. warum fotografieren derzeit wieder so viele Menschen analog?



ANALOG VS. DIGITAL - So einfach ist es nicht

Nun, wenn man bedenkt, wie „jung“ das Medium der Fotografie zeitgeschichtlich erst ist (1826 gelang dem Franzosen Niépce das erste bis heute erhaltene Lichtbild), ist das Fortschreiten der jeweiligen Möglichkeiten nicht verwunderlich. Die Digitalfotografie ist in dem ganzen Spektrum eher neu und man könnte fragen, warum immer mehr Menschen von der Analogfotografie zur digitalen Schwester gewechselt sind.


Die Verlockung war groß: Plötzlich konnte sofort nach dem Aufnahmemoment das gemachte Bild überprüft und damit (vermutlich zu oft) revidiert werden. Und genau an dieser Stelle kommt ein so wichtiger Aspekt in die Themenbetrachtung: Bei der Analogfotografie ist nach dem Auslösen des Bildes der Moment gesetzt. Die Entscheidung ist getroffen und wird in allen Belangen akzeptiert, einfach weil das Material es so vorgibt. Dieses Loslassen und Akzeptieren des So-Seins ist ein großer Punkt, warum die Analogfotografie gerade jetzt – in Zeiten von KI und immer protziger werdenden Kameras – den Fotografen/die Fotografin fasziniert.



Ist die Analogfotografie dadurch besser?
Nein, sie ist einfach anders.

Wenn wir mit dem Vergleichen in der Welt generell einmal abschließen könnten, hätten wir viel gewonnen.


Visuell kann all es, was die Analogfotografie so ästhetisch anziehend macht, digital erzeugt werden. Jedes Korn, jede Farblichkeit, selbst der Filmrand lässt sich digital erzeugen. Ich hatte diesbezüglich auf der Photokina 2012 in Köln meine läuternde Erfahrung, die fast dazu geführt hätte, dass ich die Analogfotografie aufgegeben hätte:

Ich stand vor einem wandfüllenden Digitaldruck, gemacht mit der gerade auf den Markt gekommenen Leica M Monochrom, die nur monochrome Aufnahmen machen konnte. Bearbeitet war dieses Bild mit einem Trix-Filter, der das Filmkorn des legendären und von mir häufig auf Reisen und für Portraitsessions genutzten Kodak TriX-400 simulierte.


Ich ging also mit staunendem Blick ganz nah an den Druck, sah das „Korn“ und dachte:

„Ja, perfekt.Wozu soll ich mir den ganzen Analogprozess noch antun (im Hinblick auf Materialkosten, Zeit und dem damoklesartigen Scheiternsgedanken)?“


Dieses Bild überzeugte absolut in seiner visuellen analogen Anmutung. Ich sah keinen Grund mehr, analog zu fotografieren.


Hier könnte die Geschichte nun enden.
Das tut sie aber nicht.

Natürlich musste mich irgendeine weitere Erkenntnis von dieser Entscheidung abgebracht haben, sonst würde ich heute nicht als Analogfotografin arbeiten und auch keine Kurse für Analoginteressierte geben. Es gab etwas, das diese vermeintlich perfekte Errungenschaft der Fotografie nicht liefern konnte, nämlich: Neugier, Aufregung und das haptische Erleben der Fotografie.



Mir wurde bewusst, dass es mir in erster Linie nicht um das Korn oder die sanften Farben eines Kodakt Portra 160 ging. Nein. Es ist dieser Moment, wenn Du eine Szenerie in Venedig siehst, ihr beim Anbahnen geduldig zuschaust und dann EIN MAL den Auslöser der Kamera betätigst. Dieser Makromoment ist der Zauber. In dem Moment ist (fast) egal, ob das Bild letztlich etwas wird, d.h. ob es richtig belichtet ist oder der Ausschnitt stimmt. Du hast den Moment gesehen erlebt, gefühlt und hast Dich durchs Auslösen entschieden, ihn auf Negativfilm (oder Positivfilm) für immer zu behalten.


Das mag trivial klingen, aber jeder Analogfotografierende da draußen wird exakt wissen und fühlen, was ich damit beschreibe.

Dieses Elixier an Moment wird eine Digitalkamera – eben aufgrund ihrer mächtigen Möglichkeiten – nie erzeugen können. Und das muss sie auch nicht. Dafür ist die Analogfotografie da.



Der Zauber in der Dunkelkammer

Was ich mit Aufregung und Neugier meinte, passiert dann in der Weiterverarbeitung des belichteten Filmes in der Dunkelkammer. Du entwickelst Deinen Film – mit diesem einen Moment aus Venedig – und bist hochkonzentriert, weil nur ein Fehler im Arbeitsablauf das Negativ zerstören/unbrauchbar machen könnte.




Und wenn es geklappt hat, Du also Deinen entwickelten Film das erste Mal sichtest, ist diese Freude so rein und groß, wie Du es vielleicht zuletzt als Kind wartend auf die Weihnachtsbescherung gefühlt hast.



Wir Menschen sind fühlende Wesen. Und leben in einer Welt, deren Geschwindigkeit uns oft überfordert zurücklässt.

Wir wollen spüren und Erfahrungen sammeln. All das können wir mit der Analogfotografie so tief erleben.

Nach diesem emotionalen Schwenk zurück zur Ausgangsfrage: Erstere habe ich mit dem vorstehenden Text beantwortet (analog ist nicht besser, sondern anders).


Nun zur berechtigten Frage, warum – vor allem so viele junge Menschen – anfangen, analog zu fotografieren.

Stell Dir das Jahr 2005 vor. Wie hast Du damals fotografiert? Entweder Du hast noch gar nicht fotografiert, weil Du gerade erst geboren wurdest. Oder Du hast Dir stolz mit einer Sony Cybershoot DSC-P200 die erste Digi-Cam für den Urlaub & Zwischendurch gegönnt. Was für eine Freiheit mit einer 125MB-Speicherkarte fotografieren zu können...



Wie muss es für einen so jungen Menschen anmuten, wenn er von seinen Eltern erzählt bekommt, wie man „früher“ fotografiert hat. Mit zwei Filmen ging es ab nach Italien in den 14-tägigen Urlaub. Und danach ab zur Drogerie die Filme entwickeln lassen, um nach wieder 2-5 Tagen mit ordentlich klopfendem Herzen die Urlaubserinnerungen auf Fotopapier abzuholen. Dieses Gefühl war unbeschreiblich schön und die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, falls ein Bild nichts geworden war.


Diese gelebte Entschleunigung fehlt heute so vielen Menschen und deshalb greifen sie zur Analogkamera, um wieder dieses besondere Gefühl in ihr Leben zu holen.


Heute haben wir (fotografisch gesehen) eine unglaubliche Freiheit mit den alltagsbegleitenden Smartphones. Immer ist ein Foto möglich. Oder 1000. Das kann wunderbar sein, führt aber auch schnell zu einer Beliebigkeit. Und eben dieser Beliebigkeit entfliehen gerade so viele Menschen und suchen die Begeisterung in der Analogfotografie.


Stell Dir vor, Du bist mit diesen ständig verfügbaren Möglichkeiten aufgewachsen und findest dann im Keller eine analoge Spiegelreflexkamera und fragst Dich, wie um alles in der Welt man damit und zwei Farbfilmen à 36 Bildern in den Urlaub fahren konnte? Die Neugier, das zu verstehen und einmal selbst zu erleben, ist geweckt. Und die große Frage:


Wird es mir gelingen, mit diesen eingeschränkten Möglichkeiten gute Fotos zu machen?



Aber wie?


Einfach Youtube befragen. Ja. Und dort erzählen Dir dann Jungs, die kaum älter als 22 sind, was Du brauchst, um richtig fette Bilder zu machen. Nämlich: Eine Leica. Ohne geht das zwar, aber dann meinst Du es wohl nicht ernst. WTF?! (An dieser Stelle möchte ich mich für meinen sarkastischen Unterton entschuldigen. Mich macht es einfach wütend, wenn selbst erklärte Experten dafür sorgen, dass sich interessierte Analogbeginner wegen diesem gefährlichen Halbwissen davon abhalten lassen, die analoge Fotografie für sich zu entdecken.)


Es geht nicht um Marken. Es geht darum, dass Du Deine Bilder machst. Egal mit welcher Kamera.


Ich will Dich ermuntern, die Analogfotografie zu erleben, sie auszutesten, sie in Dein Leben einzuladen. Und zwar ohne Ausgrenzung, ohne Limitierungen. Kauf Dir für den Start eine Einwegkamera, fotografiere auf 27 Bildern Deinen Alltag. Jeden Tag ein Foto. Und schau Dir nach den fast vier Wochen an, was Deine Augen für Dein Leben behalten wollten.


Das wird Dich verzaubern. Versprochen!


Analogfotografie Dunkelkammer Papiervergrößerung
Analogfotografie Kurs mit Filmentwicklung etc. in Bayreuth

Wenn Du in die Materie tiefer eintauchen möchtest, komm zu mir nach Bayreuth und erlebe in meinen zweitägigen Kursen die echte Schwarz-weiß-Fotografie auf Film. Du lernst das Fotografieren auf Film, die SW-Filmentwicklung und den gesamten Dunkelkammerprozess zum Vergrößern Deiner Negative auf Fotopapier. Klingt das nicht nach einer fantastischen Auszeit? Hier findest Du alle Informationen: https://www.doreenschwarz.de/analogworkshop

Ich wünsche Dir nun viel Freude dabei, die Analogfotografie kennenzulernen. Hast Du Fragen zur Analogfotografie oder zu meinen Kursen? Dann melde Dich jederzeit gerne bei mir. Viele Grüße! Doreen


 
ÜBER MICH

Hey, ich heiße Doreen Schwarz und fotografiere seit über 25 Jahren. Die Analogfotografie habe ich mir zunächst autodidaktisch beigebracht. Nach 10 Jahren wollte ich dann tiefer in die Welt der Fotografie eintauchen und habe Freie Kunst an der HBK Braunschweig studiert. Mit Diplom- und Meisterschülerabschluss bin ich als freiberufliche Portraitfotografin tätig, lebe mit meiner Familie in Bayreuth und gebe in eigenem Atelier mit Dunkelkammer mein Wissen an Analoginteressierte weiter. Für Shootings und Analogkurse werde ich deutschland- und europaweit gebucht.


85 Ansichten4 Kommentare
bottom of page